Gastblogbeitrag von Barbara Berger
… dann ist plötzlich alles anders. Was normalerweise Freude macht, löst in ihr höchstens noch ein Achselzucken aus. Alltagspflichten werden zu unüberwindbaren Hürden, anstehende Projekte enden im Alptraum, noch bevor man sie angepackt hat, die Zukunft ist finster, die Optionen verengen sich zu Unmöglichkeiten.
Wenn die Seele von einem Virus befallen ist, dann ist der Schlaf die süsseste Erfahrung, die man sich noch gönnen mag – etwas Erleichterung, vielleicht von der Länge eines Powernaps, oder mit ein bisschen Glück eine ganze Nacht, in der der Kopf keine Negativszenarien dreht. Nach dem Erwachen spiegelt das körpereigene System für einige Sekunden Normalität vor, dann schiessen Angst und Trauer, Scham und Schuld und eine grenzenlose Ohnmacht wieder ein, und der Sumpf hat einen wieder…
Manchmal sind es Trigger, auf die sich das Geschehen im Kopf zurückführen lassen: eine Bemerkung, die einen gekränkt hat, eine Ablehnung, eine Zurückweisung… Manchmal ist einfach das fragile Gleichgewicht aus dem Lot, man weiss gar nicht, wie einem geschehen ist. Als ob die Seele Grippe hätte, obwohl man sich doch Mühe gibt, sich zu pflegen mit gesunden Routinen, anregenden Highlights, gelassener Hinnahme des Unausweichlichen…
Manchmal nützt einfach alles nichts… Doch, halt! Folgende Tipps kann ich dir als lebenslustige Frau mit wiederkehrenden depressiven Episoden geben:
🌻 Du trägst keine Schuld an deiner Depression!
🌻 Glaub nicht alles, was dein Kopf denkt. Glaub ihm momentan das Wenigste! Glaub daran, dass es besser wird – keine Schlechtwetterperiode hält ewig an.
🌻 Gib dich in den ärgsten Tagen dem Wunsch nach Nichtstun und Deckeüberdenkopfziehen hin. Die Welt geht davon nicht unter.
🌻 Verzichte auf jegliches Pflichtprogramm, wenn du die Kraft dazu nicht aufbringen kannst.
🌻 Widerstehe der Versuchung, Lösungen für die Probleme zu finden, die dir dein Kopf gerade präsentiert.
🌻 Lenke deine Achtsamkeit sanft immer wieder auf deinen Atem und in den Körper. Im jetzigen Moment ist alles gut.
🌻 Schau dir einen lustigen oder hoffnungsvollen Film an, wenn du magst.
🌻 Wenn du leisen Auftrieb spürst, nütze ihn dazu, um dir kleine Freuden zu bereiten, und mehre sie.
🌻 Vertraue dich geliebten Menschen an. Du wirst auf Verständnis stossen und daran erinnert werden, dass du nicht der einzige Mensch auf Erden bist, dem es manchmal dreckig geht.
🌻 Wenn es dir wieder besser geht: Überlege dir, was du brauchst, damit sich deine Seele wohler fühlt mit dir und deinem Leben. Brauchst du mehr Abwechslung? Weniger oder ansprechendere Herausforderungen? Erfreulichere Aktivitäten? Liebevollere Freundschaften? Ein förderlicheres Selbstgespräch?
🌻 A propos Selbstgespräch: Notiere dir die Glaubenssätze, die dir die Lebenslust madig machen, und formuliere sie um. Beispiel: „Ich schaffe das eh nicht“ wird zu „Mit ein wenig Hilfe schaffe ich das“, oder: „Schritt für Schritt nähere ich mich meinem Ziel täglich etwas mehr“, oder: „Ich muss gar nichts und darf mich neu entscheiden“.
🌻 Zu guter Letzt: Schau gut zu deinem Körper. Pflege ihn, schmücke ihn, bewege ihn. Versorge ihn mit gesunder Kost. Streichle dich selbst oder noch besser: Lass dich lieb haben. Die meisten Menschen sind gerne für andere da.
Wenn deine depressive Episode nicht länger als 14 Tage dauert, dann musst du deswegen nicht zum Arzt. Trags mit so viel Gelassenheit wie möglich. Meistens ist es eine Phase, die vorbei geht, und je weniger du daraus ein Drama machst oder dich ins Bockshorn jagen lässt, desto besser. Solche Tage sind Prüfungen für deine Resilienz und je mehr du ins Gottvertrauen findest und in die Hingabe an den polaren Tanz der menschlichen Gestimmtheit auf Erden, desto anmutiger wird deine Existenz sein. Nichtsdestotrotz möchte ich dir mein Mitgefühl aussprechen, wenn du betroffen bist: Ich kenne dieses Virus und gerade weil es sein Unwesen in unserem Kopf treibt, ist es mit viel Leid verbunden, das sich manchmal nicht ganz verhindern, jedoch durchaus lindern lässt.
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Zur Autorin:
Barbara Berger
ist spirituelle Lehrerin und Coachin für eine erotische Lebensführung. Seit 2015 begleitet sie Männer und Frauen in ihrer Praxis Berger & Tal. Sie unterstützt ihre Klient*innen, sich mit ihrem authentischen Wesen zu verbinden und ihr Leben befriedigend zu gestalten.
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